Müssen Handys abgeschafft werden?

Elektrosmog, ein Thema, das die Gemüter erhitzt und die Öffentlichkeit polarisiert. Seit Beginn des Aufbaus der UMTS-Netze hat sich die Diskussion noch verschärft. Bürgerinitiativen formulieren Ängste.

Mobilfunkbetreiber verweisen auf den aktuellen Forschungsstand und geben Entwarnung. Viel Lärm um, ja, was eigentlich? Was ist Elektrosmog überhaupt?
 


"Elektrosmog" ist ein Kunstwort und verweist auf Umweltbelastungen durch elektromagnetische Felder. Erzeugt werden solche Felder unter anderem von elektrischen Geräten wie Mikrowellen, Fernsehern, Mobiltelefonen, Computern, aber auch Mobilfunkantennen und Hochspannungsleitungen.

In der Telekommunikation werden technisch erzeugte elektromagnetische Felder zur Signalübertragung verwendet. TV- und Radiosender funktionieren so, ebenso der moderne Mobilfunk. Hier von "Elektrosmog" zu sprechen ist wissenschaftlich betrachtet allerdings irreführend, denn "Smog" suggeriert, man habe es mit Schadstoffen zu tun, die sich unkontrolliert ausbreiten und vom Wind verblasen werden. Zwei Prozent der Deutschen führen ihre Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit, ihre Schwindelgefühle und Konzentrationsschwäche auf eine früher unbekannte Elektrofühligkeit zurück.

Sie erklären, dass sie die Wirkung elektromagnetischer Felder auf ihren Organismus direkt fühlen können. Was sagt die Wissenschaft? "Seit mehr als 20 Jahren wird die Wirkung elektromagnetischer Felder erforscht", fasst Regina Wiechens-Schwake, Vorstandsvorsitzende des Informationszentrum Mobilfunk (IZMF), zusammen. "Rund 20000 wissenschaftliche Arbeiten liegen vor, mehr als 3000 davon befassen sich mit Feldern, wie sie der Mobilfunk verwendet. Das Ergebnis lautet: Unterhalb der geltenden Grenzwerte besteht nach derzeitigem Forschungsstand keine Gesundheitsgefahr." ´

Fragen zum Mobilfunk? Infos, Studien, Broschüren, Lexikon gibt\'s beim Informationszentrum Mobilfunk (IZMF) in Berlin: www.izmf.de oder Telefon 0180-330 31 31
Mehr Infos: Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) www.bfs.de/Tel. 01888-3331130 Bundesumweltministerium www.bmu.de/Tel. 01888-3050 Strahlenschutzkommission (SSK) www.ssk.de/Fax 0228 -676459 Informationszentrum Mobilfunk www.izmf.de 

Erforscht werden sowohl die thermischen Wirkungen (Umwandlung in Wärme) wie auch die so genannten athermischen Wirkungen. Darunter versteht man mögliche biologische Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf den Organismus – so zum Beispiel Veränderungen des Zellstoffwechsels oder der Hirnströme. Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen, der die Bundesregierung berät, äußerte sich im März diesen Jahres: "Die Ergebnisse bisheriger wissenschaftlicher Untersuchungen deuten nicht auf einen begründeten Verdacht für ein Gesundheitsrisiko hin. So geben die im Umkreis von Mobilfunk-Sendeanlagen durchgeführten Studien keine Hinweise auf relevante gesundheitliche Risiken." Kreist die gesamte Elektrosmog-Debatte lediglich um einen Mythos? Bei bestimmten, insbesondere älteren medizinischen Geräten gibt es allerdings Grund zur Vorsicht. So weist das Bayerische Ministerium für Umweltfragen darauf hin, dass Elektronische Implantate wie Herzschrittmacher, Insulinpumpen oder Nervenschrittmacher Funksignale empfangen und darauf mit Fehlfunktionen reagieren können. Zwischen der Antenne des Handys und dem Herzschrittmacher sollte, so der Rat des Ministeriums, ein Mindestabstand von 20 Zentimetern eingehalten werden. Thermische Effekte beim Mobiltelefonieren, die gibt es. Klar. Aber sie sind nach bisherigem Erkenntnisstand völlig harmlos. Ein heißes Ohr nach einem verliebten Gespräch hat noch keinem geschadet. SAR (die spezifische Absorptionsrate) ist das Maß für die Aufnahme elektromagnetischer Energie, die in Körperwärme umgewandelt wird. Der Grenzwert für Mobiltelefone liegt bei 20mW/10g (Milliwatt pro Gramm Körpermasse) und für Mobilfunkantennen bei 0,08 Watt/kg (Watt pro Kilogramm Körpermasse). Das sind Werte, die auf dem aktuellen Forschungsstand und auf den Empfehlungen internationaler und nationaler Fachgremien, wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der deutschen Strahlenschutzkommission (SSK), basieren. Weder bei Handys noch bei Funkantennen werden die Werte überschritten. Entwarnung also? Wissen ist gut, mehr Wissen ist besser. Auch wenn die Wissenschaft bislang keinen Grund zur Sorge sieht, ist weitere Forschung wichtig und sinnvoll. cöln